Andacht Mai / Juni / Juli 2024

Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten. Alles ist mir erlaubt, aber nichts soll Macht haben über mich.
– 1. Korinther 6, 12

Pastor Hans Martin Renno

Liebe Leserin, lieber Leser,

Freiheit ist ein Schlüsselwort unserer Zeit. Freiheit von Zwängen, von Pflichten, von Traditionen, von Konventionen. Frei sein und sich nicht vorschreiben lassen (müssen), was man zu tun und zu lassen hat, wie man sein Leben zu gestalten hat, wie man mit (dem eigenen) Geld, der eigenen Wohnung und dem eigenen Körper umzugehen hat. Ist das eine Illusion, eine Utopie? „Wir wollen Freiheit, um uns selbst zu finden, Freiheit, aus der man etwas machen kann. Freiheit, die auch noch offen ist für Träume, wo Baum und Blume Wurzeln schlagen kann…“ heißt es in dem bekannten geistlichen Lied „Herr, deine Liebe ist wie Gras und Ufer“ von Ernst Hansen aus dem Jahr 1970.

Auf den Zusammenhang von Freiheit, Frieden und Gerechtigkeit hat Bundeskanzler Olaf Scholz in seiner Osterbotschaft im Blick auf den Ukrainekrieg hingewiesen.

Freiheit. „Alles ist erlaubt“ schreibt Paulus einst an die Gemeinde in Korinth. Ich widerspreche: In unserem Land hat uns die Bürokratie, haben uns Gesetze, Regeln, Vorschriften ganz gut „in der Hand“.

Dennoch haben wir große Freiheit in der Planung und Gestaltung des Lebens. Allerdings meint Paulus nicht Freiheit im Allgemeinen, Profanen, in gesellschaftlichen Zusammenhängen. Es geht ihm um Freiheit in geistlicher Dimension: Freiheit hat ihre Grenze, wo sie nicht (mehr) dem Guten dient. Wenn (anderes) Leben zerstört wird, damit ich meine Freiheit entfalten kann. Wenn meine Freiheit Raum gewinnt und dafür die Freiheit anderen Lebens, anderer Lebewesen oder natürlichen Lebens eingeschränkt und bedrückt wird. Wenn zu meiner Entfaltung andere oder anderes Opfer bringen müssen. – Die Freiheit habe ich, aber sie dient nicht dem Guten!

Meine Freiheit wird gefährlich, wenn ich nicht mehr Herr oder Herrin meiner selbst bin; wenn ich psychisch oder körperlich abhängig werde und nicht mehr frei zu tun oder zu lassen entscheiden kann. Wenn ich das, was ich tue, nicht mehr „einfach so“ sein lassen kann, sondern als Zwang auf mir liegt und mich beherrscht – mein Denken, Planen, Wollen, Verhalten.

Paulus bringt mit seinen Ausführungen zum Ausdruck, dass es nie nur um mich allein, um das eigene Leben geht, sondern wir immer auch in Kontakt mit anderen Dingen oder anderem Leben sind – ganz gleich, ob dies Erde ist, Pflanzen, Tiere, Menschen sind. Wir leben immer in Beziehungen...

Freiheit von etwas oder jemandem ist eine Seite. Die andere Seite ist die Freiheit zu... Die Freiheit mit jemandem, der mir sein Herz ausschütten möchte, zu sprechen, ohne auf die Uhr zu schauen. Sich Zeit zu nehmen für jemanden oder etwas, das jetzt eigentlich nicht dran wäre.

Wovon sind Sie frei geworden? Wozu nehmen Sie sich Freiheit, die einem Menschen oder einer Sache dient?

Einen frohmachenden Sommer, in dem Vieles zum Guten dient, wünsche ich Ihnen!

Ihr Pastor
Hans Martin Renno

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